Als am frühen Morgen des 9.6.1940 in Berlin verspätet Luftarlarm gegeben wird, sind 2000Kg Bomben über dem südlichen Berlin und Babelsberg niedergegangen. Zu dem Zeitpunkt befand sich die NC 223.4 Jules Verne schon im Abflug via Raum Frankfurt in Richtung Paris. Trotzdem die deutsche Luftraumüberwachung den Einflug registriert hatte, sind im Glauben, dass es sich um britische Flugblattaktionen handelt, keine Abwehrmaßnamen ergriffen worden. Nach 13 h Flugzeit von Bordeaux-Merignac über die Nordsee, Ostsee bis Stettin, Berlin kehrte die Maschine unbehelligt zurück nach Paris-Orly.
Der verwendete Flugzeugtyp ist ein aus dem Bomber Farman NC 223.3 entwickeltes Langstrecken-Postflugzeug der AIR FRANCE Es wurden 3 Maschinen gebaut. F-AQJM "Camille Flammarion", F-AROA "Le Verrier" sind beide nach französischen Naturwissenschaftlern (Astronomie, Physik, Metrologie) benannt, die F-ARIN "Jules Verne" nach dem bekannten Schriftsteller. Erstflug: 15.3.1939.
Da die Maschine auf der Atlantik Route eingesetzt wurde, besaß der Rumpf Integralschwimmzellen. Der Kraftstoffvorrat konnte 14 000 l betragen.
Schon bei Ihrem ersten Südatlantikeinsatz nach Rio, bekam die F-AQJM auch den Auftrag nach den Kaperkreuzern Admiral Scheer und Graf Spee zu suchen, da es der französischen Marine an Langstreckenfernaufklärern mangelte.
Für den eingangs erwähnten Einsatz, und weitere Flüge im Frühjahr 1940 wurde die Jules Verne und die Schwestermaschinen in den Dienst der Marinefliegerkräfte gestellt. Nach dem Waffenstillstand gingen sie ab 1.8.1940 wieder in den Besitz der AIR FRANCE über. Die letzte Maschine Jules Verne flog bis November 1943.
Ausgerüstet war der 33,60 m spannende Schulterdecker mit 4x12 Zylinderreihenmotoren in Tandemanordnung mit je 1050 PS. Die Startmasse betrug 24 Tonnen, die maximale Reichweite 8000 km.
Das Modell von AZUR
Das Modell der Farman NC. 223.4 erschien mit den Vorgängermodellen NC. 223.1 und NC 223.3 bereits im Jahre 2004 bei der MPM/Special Hobby Tochter AZUR in Kooperation mit dem französischen Luftfahrtmagazin AIRMAGAZINE. Der Short Runbausatz besitzt Resin und Spritzgußteile sowie die Abziehbilder für alle 3 oben genannten Maschinen, wobei die Jules Verne als Marinebomber gebaut werden kann, die anderen als Maschinen der AIR FRANCE. Da diese Maschinen gerade in der letzten Eisatzzeit über einen sehr farbigen Anstrich verfügten, fiel die Entscheidung für die Postmaschine.
Der Bau des für mich bisher größten Short run Modelles bedarf einiger Sorgfalt. So war der Rumpf komplett mit dem Nietenrädchen nach zugestalten. Die etwas verzogenen TF wurden gerichtet und von vorn herrein ein Stahlholm für die 47 cm spannenden und stumpf anzuklebenden TF vorgesehen. Im Rumpfvorderteil wurden 4 kleine Fenster eingestrakt. Die Motorengondeln, welche auch das einziehbare Fahrwerk beherbergen, mussten mit Helling gegen den Rumpf auf 3 Strebenebenen und gegen das Tragwerk abgefangen werden.
Hier sollte man unbedingt auf Geometrie achten.
Der Gewählte Anstrich hat sich während der Dienstzeit mehrfach geändert, dank der auch vorhandenen Kokarden ist hier jede Variante nach gründlicher Recherche möglich. Die Farbige Zivilbemalung setzte natürlich erhebliche Abklebearbeiten vorraus. Das Modell des Viermotorers erscheint angesichts von Maschinen wie Fw-200 oder
De Havilland Albatros in ihrer eleganten Tiefdeckeranordnung aus der Zeit gefallen. Trotzdem hat sie mit ihrer enormen Reichweite und den spektakulären Langstreckeneinsätzen ihren besonderen Platz in der französischen Luftfahrtgeschichte.
Die Größe des Modelles wird auf den Bildern mit einer Nieuport Delage 52 oder einer Dewoitine D. 520 deutlich.
Sehr hilfreich war das AIRMAGAZIN N. 22 von 2004, welches mir Jörg zur Verfügung stellte.
Viel Spaß vom Peter