Vom Strahlbomberprojekt der Luftwaffe zum                                Forschungsflugzeug in der UdSSR

Junkers Ju 287 V1 und V2                          Huma; Huma/ClassicPlane   1/72

Die Geschichte der Ju 287 ist einerseits gekennzeichnet, von dem letztendlich erfolglosen Versuch der Dt. Luftrüstung zu einem Serienbau großer strahlgetriebener Bomber zu kommen und andererseits von der großen Innovationskraft mit der die Konstrukteure bei Junkers an der Entwicklung von Hochleistungsflugzeugen arbeiteten.

Bereits während des Baus der Ju 88 Reihen und des Beginns der Serienfertigung der Ju 188, begann die Entwicklung der Ju 288, des im Bomber B Programm von Junkers vorgeschlagenen Entwurfes. Alle diese Flugzeuge wiesen noch Kolbenmotoren auf.

Frühzeitig beschäftigten sich die Konstrukteure bei Junkers mit der Nutzung des Strahlantriebes. Das Entwicklungsflugzeug EF 122 wurde auf der Grundlage eines Entwurfsauftrages von Frühjahr 1943 als Strahlflugzeug mit 4 Triebwerken untersucht.

 

Im Zuge der Windkanaltests kam man zur Auslegung mit negativ gepfeilten Flächen und je 2 TW an den Rumpfseiten und unter den Flächen.

Nach der Erteilung des Entwicklungsauftrages durch das RLM bekam die EF 122 die durch die Streichung der Ju 87 Modernisierung frei gewordene Bezeichnung Ju 287. Bei den Windkanalmessungen war auch die Flächenregel entdeckt worden.

 

Das Flugzeug sollte mit moderner Vollsichtkanzel analog zur Ju 288 oder Ju 388 ausgerüstet werden.

Um möglichst schnell zu Testergebnissen mit dem negativ gepfeilten Flügel zu kommen, entschloss man sich zunächst zum Bau von 2 Musterflugzeugen unter Verwendung von weitgehend vorhandenen Komponenten anderer Muster. Es entstanden Baukastenflugzeuge.

Der dritte Prototyp sollte denn der endgültigen Auslegung folgen. So sind die V3 zu 80% und die V4 zu 60 % noch bei Junkers in Dessau fertiggestellt worden.

 

Für die ersten beiden Prototypen wurden Rumpfbug der He 117, Heck der Ju 188 / 388 Fahrwerke der B-24 Liberator modifiziert. In beide Maschinen kamen Junkers Schleudersitze zum Einbau. Der Typ erhielt auch einen Bremsschirm. Die V1 und V2 wurden nach der Komponentenlieferung in Brandis zusammengebaut und die V1 (RS+RA) flog mit der oben beschriebenen Triebwerkskonfiguration am 8. August 1944 mit Chefpilot Siegfried Holzbaur und Copilot Karl Wendt in Brandis erstmalig.

Insgesamt kann man von 11 bis 20 Testflügen ausgehen. Die Maschine wurde auch in Rechlin erprobt. Dort wurde sie auch von britischen Aufklärern fotografiert. Da die TW Leistung der ersten TL TW nicht ausreichte, entschloss man sich die V2 mit 6 Turbinen zu testen. Dazu ist es auf Grund des zeitweisen Abbruchs der Ju 287 Entwicklung nicht mehr gekommen. Vorgesehen war eine Konfiguration mit 2 Turbinen an den Rumpfseiten hinter dem Cockpit und je einem TL Zwilling unter den TF. Eine weitere Variante, auch schon im Attrappen Bau getestet, waren Drillingsgondeln unter den Tragflächen. Als das Programm im Frühjahr 1945 wieder aufgenommen wurde, war die Umsetzung völlig irreal geworden.

Fiktion 1November 1944, Siegfried Holzbaur beschleunigt die fast 20 Tonnen wiegende Ju 287 V2 (RS+RB) auf der langen Betonbahn von Brandis auf Startgeschwindigkeit. Donnernd heben die 6 Turbinen die Maschine in die Luft. Holzbaur kann bei dem 45 minütigen Testflug, die guten Flugeigenschaften der V1 voll bestätigen, er erreicht trotz der festen Fahrwerke sofort eine Geschwindigkeit von über 600 Km/h.

 

Die Ju 287 V 2 ist wahrscheinlich nie geflogen. Aber sie wurde noch in Brandis fertig gestellt. Später wurden die 6 Turbinen wieder demontiert, ohne gelaufen zu sein. Ebenso die V3 und V4. Alle Versuchsmuster wurden bei Annäherung der Amerikaner zerstört. So fanden sie die V1 und V2 ohne TW mit gesprengten Kabinen am Platzrand von Brandis vor.

Fiktion 2: Capt. Felix Brown berichtet von der Begegnung mit einem großen Strahlflugzeug in der Sowjetischen Besatzungszone als er sich mit seiner Hawker Tempest am 20.8. 1946 auf dem Flug von Braunschweig nach Gatow befindet. Die Maschine flog mit erheblicher Geschwindigkeit für ihn uneinholbar in Richtung Norden.  Kennzeichen konnte er keine erkennen. Was war passiert? Am 20. August 1946 nimmt Junkers Testpilot Paul Jülge in der Junkers EF 131 Platz. Dann erfolgt die Startfreigabe und Jülge rollt die Maschine in Dessau an den Start. Nach kurzer Rollstrecke hebt der 6 strahlige Jet  zum Testflug ab. Er hatte vor wenigen Tagen die Freigabe durch Direktor Brunolf Baade und die Dienststellen der Roten Armee erhalten. Jülge beschleunigt die nunmehr mit Einziehfahrwerk ausgerüstete Junkers auf über 800 Km/h und setzt wenige Minuten später in Rechlin zur Landung an.

 

In Wahrheit ist nach Kriegsende der Bau der Ju 287 nun wieder unter Erprobungsbezeichnung EF 131 unter sowjetischer Aufsicht fortgesetzt worden. Die Flugerprobung fand aber nicht in Deutschland sondern erst 1947 in Ramenskoje heute Schukowski statt. Die Entwicklung der EF 131 sollte schließlich zur EF 140 führen. Mit den Unterlagen und Prototypen der EF 131 war das ganze Team von Brunolf Baade in die UdSSR gebracht worden um dort ein neues Konstruktionsbüro zu bilden. Paul Jülge erflog mit der EF 140 schließlich über 900 km/h. Das Konstruktionsteam Baade bildete schließlich die Keimzelle für den VVB Flugzeugbau in Dresden und das daraus resultierende erste deutsche Strahlverkehrsflugzeug 152.

Das Modell der Ju 287 erschien bei Huma vor ca. 30 Jahren. Es ist mit feinsten filigranen Plastikteilen für das Cockpit ausgestattet. Die Passung ist gut. Huma hat als Modell ausschließlich die Ju 287 V1 dargestellt. Sie kann aber in verschiedenen Ausrüstungs- und Bemalungszuständen gebaut werden. Ich habe mich an Fotos der Endmontage in Brandis orientiert, die Maschine hat noch keinen Tarnanstrich.

 

Für die Ju 287 V2 hat Detlef Schorsch von Classic Plane die TL Drillingsgondeln als Zu-Rüstsatz entwickelt. Für den Umbau ist aber auch die Position des Höhenleitwerkes nach unten zu verändern wie im Original. Das hatten Strömungsmessungen an der V1 ergeben. Der Umbau bringt erhebliche Anpassungs-Arbeiten mit sich, auch an Ballast ist trotz der Resingondeln zu denken. Der Umbau ist wegen der vielen Stachtelarbeiten und dem fogenden Verschleifen der Resinteile kein Spaziergang. Ich habe die Maschine so wie in Brandis 1945 aufgefunden, lackiert.

Bestens , der Peter

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