Weserflug (Rohrbach) P 1003  und Zhuchenko Aerostatoplan                Amusing Hobby 1/48 und Kora Resin 1/72

Seit dem die USA im Jahre 2005 mit der Einführung der V-22 Osprey nach über zwanzigjähriger Entwicklung begannen, halten manche „Spezialisten“ die Firma Bell für die Erfinderin des Rades. Die lange Entwicklungszeit derartiger Luftfahrtgeräte, im Falle der Osprey dauerten die Tests alleine 16 Jahre, sagt viel über die anspruchsvolle Konstruktion aus. Die V-22 ist ein Tiltrotorflugzeug, welches die Lage der Antriebskomponente an den TF ändert.

Dem gegenüber steht das Kippflügelgerät, welches die gesamte Tragfläche oder Teile davon verstellt. Grundsätzlich geht es darum Vorteile von Flächenflugzeug mit denen eines Hubschraubers zu vereinen.

Bereits in der Frühzeit der Fliegerei beschäftigte sich der Franzose Dufaux mit dieser Technik. Erste konstruktive Ansätze gab es 1936 in der UdSSR mit der MAI Sokol am Luftfahrttechnischen Institut Charkow.

Adolf Rohrbach war vor Allem mit seinen Flugboot Konstruktionen und dem Rieseneindecker aus Staaken in den 1920er Jahren bekannt geworden. Vergl.: Das Rohrbacharchiv auf dieser Seite. Nach dem Konkurs seiner Firma wechselte er als Technischer Direktor zu „Weserflug“, ein im Wesentlichen mit Lizenzbauten beschäftigter Luftfahrtbetrieb ab 1935.

Rohrbach hatte sich mit umfangreichen Studien zu STOL und VTOL Flugzeugen beschäftigt. Die maßgeblich von A. Simon berechnete und Rohrbach als Chefkonstrukteur verantwortete P 1003 fand die Unterstützung des RLM. Für die Auslegung wurde Weserflug 1938 ein Patent erteilt. Die Konstruktion umfasste einen konventionellen einsitzigen Rumpf mit TF in Schulterdeckeranordnung. Die äußeren Flächen und die stromlinienförmig verkleideten Wellenträger der Rotoren waren kippbar. Der zentral in Schwerpunktlage angeordnete DB 600 sollte die Schrauben über Fernwellen antreiben. Nach dem frühen Tod von Adolf Rohrbach im Jahre 1939, wurde das Projekt nicht weiter verfolgt.

 

 

Ebenfalls in den 1930er Jahren beschäftigte sich in Jugoslawien der russisch stämmige Nikolai Zhuchenko (Zucenko) mit einem derartigen Luftfahrzeug. Ihm gelang es mit dem Aerostatoplan bereits ab 1938 einen Prototypen zu bauen. Ursprünglich hatte er für den Antrieb sogar Turbinen vorgesehen. Dieses standen aber noch lange nicht zur Verfügung. Zhuschenko konstruierte einen kleinen Mitteldecker mit einem 50 PS Walter Motor. Der in Jugoslawien vom Militär unterstützte Entwurf wurde dort als Konvertoplan klassifiziert. Noch vor Beendigung der Arbeiten lenkte das Militär die Mittel aber auf den Ikarus Orkan, ein zweimotoriges Schnellflugzeug, um.

Bei den im Jahre 1939 erfolgten Fesselflugtests erwies sich der 50 PS Motor als viel zu schwach, um die 425 Kg Startgewicht senkrecht zu heben. Beim Überfall der Wehrmacht wurde der Aerostatoplan wahrscheinlich von Angehörigen der Jugoslawischen Luftstreitkräfte in Nowi Sad zerstört.

Es sollte fast 20 Jahre dauern bis bei Platt le Page, Bell, Ling Temco Vougth wieder mit ähnlichen Entwicklungen begonnen wurde.

 

 

Das Modell der Weserflug P 1003 ist leider das einzige Spritzgussmodell einer „Rohrbach-Maschine“. Amusing Hobby brachte das Projekt im klassischen Stil von „Luft 46“ heraus. Das Modell ist formentechnisch voll auf der Höhe der Zeit, die Kippfähigkeit der TF-Enden ist vom Bausatz her vorgesehen. Ich entschloss mich das Modell in Zivil mit einer an A. RO.(hr)B(ach) erinnernden Kennung und einem auffälligen Erprobungsanstrich zu versehen.

Bei dem Modell des Aerostatoplanes hat man keine Wahlmöglichkeit. Das Flugzeug hat wirklich existiert. Kora brachte den 1/72er Bausatz als Resin Modell mit Fotoätzteilen heraus. Ich habe die  Fahrwerksstreben durch Stahlteile ersetzt und die Tragflächen auf eine Kanülenwelle kipppfähig gelagert. Die Zhuchenko war ein klassischer mit Stoff bespannter Eindecker und bis auf die Rumpfspitze in Grün gehalten. Das Modell ließ sich ebenfalls gut bauen, benötigt aber wegen des Resin, mehr Zuwendung.

 

 

Viele Grüße Peter

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